2.1 Allergische Rhinitis
Krankheitsbild
- allergische Reaktion (IgE-AK-vermittelt) der Nasenschleimhaut
- Symptome: Niesen, Juckreiz, Sekretion, Obstruktion
- Risikofaktor für allergisches Asthma bronchiale (Etagenwechsel)
- Etagenwechsel durch konsequente antiallergische und antientzündliche Therapie sowie Allergenkarenz mgl.
- jeder dritte Heuschnupfen-Patient wird einmal im Leben an Asthma erkranken
- 4 Säulen der Therapie
- Allergenkarenz
- Immuntherapie
- Patientenschulung
- Pharakotherapie
- Schleimhautbefeuchtung (durch Salz- / Dexpanthenol / HPC-Lösungen) nicht nachgewiesenermaßen sinnvoll
Perorale H1-Antihistaminika
Loratadin / Desloratadin (5/5)
- selektiver H1-Antagonist der zweiten Generation
- symptomatische Behandlung
- sinnvoll steady state zu erreichen durch einmal tägliche Gabe
- macht nicht wirklich müde, abends nehmen trd. sinnvoll
Fazit: Mittel der ersten Wahl, Cetirizin etwas überlegen weil nicht müde machend. Desloratadin (aktiver Metabolit) schneller wirksam und weniger Interaktionspotential durch Enzyminduktoren und -inhibitoren. Weniger Probleme mit Alkohol?
Handelsnamen:
- (Des)Loratadin ADGC
- Deslora 1A-Pharma
- Desloratadin TAD
- LoranoPro
- Lorano akut
- Loratadin-ratiopharm®
- Loratadin STADA
Cetirizin / Levocetirizin (5/5)
- selektiver H1-Antagonist der zweiten Generation
- symptomatische Behandlung
- sinnvoll steady state zu erreichen durch einmal tägliche Gabe
- macht etwas müde, Reaktionsfähigkeit kann beeinträchtigt sein (Auto fahren, schwere Maschinen)
Fazit: Schnellerer Wirkeintritt als Loratadin (egal bei 1x tgl Gabe), dafür mehr Probleme mit Müdigkeit. Vorsicht bei Alkoholkonsum!
Handelsnamen:
- (Levo)Cetirizin ADGC
- Cetidex
- Reactine
- Zyrtec
- Cetirizin AL
- Cetirizin HEXAL
- Levocetirizin Hexal
- Levocetirizin ratiopharm
Dimetinden (3/5)
- selektiver H1-Antagonist der ersten Generation
- symptomatische Behandlung
Fazit: Keine Empfehlung, da erste Generation. Sedierende und anticholinerge Eigenschaften. Man kann Dimetiden in Erwägung ziehen, wenn sedierender Effekt erwünscht ist.
Handelsnamen
- Fenistil
Clemastin (3/5)
- selektiver H1-Antagonist der ersten Generation
- symptomatische Behandlung
Fazit: Keine Empfehlung, da erste Generation. Sedierende und anticholinerge Eigenschaften. Man kann Dimetiden in Erwägung ziehen, wenn sedierender Effekt erwünscht ist.
Handelsnamen
- Tavegil
Systemische a-Sympatomimetika
Pseudoephedrin (3/5)
- a-Sympathomimetikum mit vasokonstriktorischem Effekt
- Abschwellung der Schleimhäute und damit bessere Nasenatmung
- Retardformulierungen mit längerer HWZ
- UAW Tachykardien, Unruhe, Schlaflosigkeit, Hypertonie
- Pseudoephedrin besser als Phenylephrin
Fazit: kurzzeitige Therpaie möglich, öfter Nebenwirkungen
Handelsnamen
- Aspirin Complex
- Reactine duo
- Rhinopront
Lokale Arzneimittel
Mometason (5/5)
- topisches Glucocorticoid
- reduziert alle nasalen Symptome
- nicht nur Histamin als Botenstoff reduziert, auch alles andere
- Wirkung tritt verzögert ein, überbrückung mit oralen Antihistaminika denkbar
- Mykosen im Mund- Rachenraum müssen vorher therapiert sein
- erst ab 12 Jahren wegen systemischer Wirkungen
- Risiko für systemische UAW sehr gering
Fazit: effektivste Therapiemöglichkeit, verzögerter Wirkeintritt. Besser wirksam als perorale / lokale H1-Antihistaminika. Vielleicht etwas besser als Beclometason, weil hoher first pass effekt (= weniger systemische Wirkung)?
Handelsnamen
- MometaHEXAL Heuschnupfenspray
- Mometason-ratiopharm
- Heuschnupfenspray
Beclometason (5/5)
- topisches Glucocorticoid
- reduziert alle nasalen Symptome
- nicht nur Histamin als Botenstoff reduziert, auch alles andere
- Wirkung tritt verzögert ein, überbrückung mit oralen Antihistaminika denkbar
- Mykosen im Mund- Rachenraum müssen vorher therapiert sein
- erst ab 12 Jahren wegen systemischer Wirkungen
- Risiko für systemische UAW sehr gering
Fazit: effektivste Therapiemöglichkeit, verzögerter Wirkeintritt. Besser wirksam als perorale / lokale H1-Antihistaminika.
Handelsnamen
- ratioAllerg
- Rhinivict nasal
Azelastin (4/5)
- lokales H1-Antihistaminikum
- Wirkeintritt innerhalb von wenigen Minuten
- Applikation vor dem Allergenkontakt ist effektiver
Fazit: gute möglichkeit, wenig UAW. Auch Kombinationen mit systemischen Mitteln denkbar. Wirksamkeit weniger als GC. Mgl. etwas besser wirksam als Levocabastin, weil es zusätzlich mastzellstabilisierende Eigenschaften besitzt und schnellerer Wirkeintritt.
Handelsnamen
- Allergodil
- Vividrin Azelastin
- Azedil
Levocabastin (4/5)
- lokales H1-Antihistaminikum
- Wirkeintritt innerhalb von 30 Minuten
- Applikation vor dem Allergenkontakt ist effektiver
Fazit: gute Möglichkeit, wenig UAW. Auch Kombinationen mit systemischen Mitteln denkbar. Wirksamkeit weniger als GC. Keine zusätzlichen mastzellstabilisierenden Eigenschaften vorhanden (wie Azelastin) und etwas langsamerer Wirkeintritt.
Handelsnamen
- Livocab
Chromoglicinsäure (3/5)
- Blockiert Calciumkanal, hemmt Calciumeinstrom in Mastzellen und somit deren Degranulation
- Wirkeintritt erst nach 1-2 Wochen, also nur prohpylaktisch wirksam
Fazit: gut verträglich, wenig wirksam, langsamer Wirkeintritt
Handelsnamen
- CromoHEXAL® Augentropfen
- Cromo-ratiopharm
- Vividrin antiallergische Augentropfen
- Pollocrom Augentropfen und Nasenspray
Topische a-Sympathomimetika (3/5)
- Stoffe wie Oxymetazolin und Xylometazolin
- vasokonstriktorische Wirkungen, Ödem geht zurück, bessere Nasenatmung
- lange Anwendung: Atrophie mgl. Auf Benzalkoniumchlorid verzichten, dann weniger Atrophie.
- max 1 Woche
Fazit: Allgemein nicht empfohlen, nur bei stark verstopfter Nase. Wenn dann nur kurze additive Gabe zu Beginn einer topischen GC-Therapie z.B.
Handelsnamen
- Olynth
- Otriven
- nasic
- Snup
- schnupfen endrine
- Nasivin
- Wick Sinex Schnupfenspray
Nicht-Medikamentöses
- Allergenkarenz sinnvoll
Grenzen der Selbstmedikation
- erstmalige Symptome: ärztliche Abklärung
- schwere persistierende Form: ärztliche Abklärung
- beginnender Etagenwechsel: ärztliche Abklärung
- nach 7-15 Tage keine Besserung: ärztliche Abklärung
- SCIT oder SLIT mgl: ärztliche Abklärung
Information des Patienten
- steady state besser als Bedarfsmedikation