2.2 Halsschmerzen

Krankheitsbild

  • oft von Viren ausgelöst
  • selten (10 %) auch von Streptokokken ausgelöst
    • hohes Fieber
    • geschwollene und weiß belegte Mandeln
    • tiefrote Zunge (Himbeer- / Erdbeerzunge)
    • Hautausschlag
  • geht in der Regel ganz von alleine weg (durchschnittlich 1 Woche)
  • geringes Risiko für weitere Komplikationen (wenn es keine RED FLAGS gibt)

Sinnvolles

  • Lokalanästhetika (Spray / Lutschtabletten) möglich
    • Studienergebnisse für Lidocain, Ambroxol, Benzocain vorteilhaft
  • systemische NSAID (Ibu / Paracetamol) möglich wenn stärkere Schmerzen
    • Ibu in der analgetischen Potenz dem Paracetamol überlegen
  • halb-medizinische Lutschpastillen (Isla moos / Gelo revoice …) möglich
  • nicht-medizinische Lutschpastillen (Ricola, Salbei …) möglich, wenn es Person hilft
Mucoangin
  • Lokalanästhetikum Ambroxol als einziger Wirkstoff
  • wenn da sehr sinnvoll, da nichts weiter als ein Lokalanästhetikum
  • schleimlösend
Dolo-Dobendan
  • Benzocain für Betäubung
  • Cetylpyridinium auch enthalten (Antispetikum)

Fazit: Durch Benzocain mgl, enthaltene Antiseptikum aber eher unnötig

Lemocin
  • Lidocain sinnvoll
  • Tyrothricin (Polypeptid-AB) nicht sinnvoll
  • Cetrimoniumbromid (Antiseptikum) nicht sinnvoll
Paracetamol
  • möglich bei stärkeren Schmerzen (systemisch)
  • bei Kindern weniger wirksam als bei Erwachsenen
  • LL/Skript: “möglich” NSAID zu geben
Ibuprofen
  • möglich bei stärkeren Schmerzen (systemisch)
  • bei Kindern weniger wirksam als bei Erwachsenen
  • LL/Skript: “möglich” NSAID zu geben
Isla Moos
  • Wird die Schmerzen nicht vollständig weg machen, aber kann reizlindernd wirken

Nicht Sinnvolles

  • systemische Antibiotika in der Regel nicht sinnvoll
    • durchschnittlich 16 h weniger Krankheitsdauer bei vielen UAW
    • keine Indikation für antibiotische Behandlung
  • lokale Antiseptika / Antibiotika nicht sinnvoll
    • können nur an Oberfläche wirken, Infektion liegt in der Tiefe
    • bakterizide Wirkung bei 90% viralen Infekten sinnlos

Fazit: DEGAM-Leitlinie Halsschmerzen rät ausdrücklich von Lokalantiseptika / Lokalantibiotika ab und bevorzugen Gabe von Ibuprofen / Paracetamol systemisch

Dobendan Direkt
  • Flurbiprofen (NSAID) enthalten, steht in der Kritik
  • dann lieber systemisch wirksames NSAID (Ibu)
  • Arzneitelegramm rät nachdrücklich von Flurbiprofen ab
Dobendan Flurbiprofen Spray
  • siehe Dobendan Direkt (keine Empfehlung)
Neo-Angin Halstabletten
  • mit Antiseptika (2,4-Dichlorbenzylalkohol und Amylmetacresol)
  • Levomenthol für kühlenden Effekt

Fazit: nicht zu empfehlen wegen Antiseptika (siehe LL)

Neo-Angin Benzydamin
  • Benzydamin enthalten: enzündungshemmend / schmerzlindernd / antibakteriell

Fazit: nicht zu empfehlen wegen Antiseptika (siehe LL)


Nicht-Medikamentöses

  • Rauchen vermeiden
  • viel Flüssigkeit
  • körperlich schonen
  • Hals warm halten
  • Befeuchtung der Umgebungsluft
  • Lutschen nicht medizinischer Bonbons (Befeuchtung)
  • Gurgeln mit Tee (Salbei / Kamille…)

Fazit: Alles was hilft erlaubt, persönliche Komfort-Zone austesten. Hausmittel sehr wichtig, muss nicht immer Arzneistoff sein!


Grenzen der Selbstmedikation

  • hohes Fieber (>39°C)
  • sehr starke Schluckbeschwerden
  • Mandeln gerötet / geschwollen / belegt
  • gleichzeitig Ohrenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • wenn Halsschmerzen sich nach drei Tagen OTC-Behandlung nicht bessern
  • Pilzbefall

Information des Patienten

  • selbstlimitierender Charakter der Beschwerden
  • Info zu viraler Entstehung und Unnutzen von Antibiose in den meisten Fällen
  • Rauchkarenz
  • Behandlungsdauer: 3 Tage bei Analgetika und Lokalanästhetika beachten!
  • Persistenz der Symptome –> Arzt